Kannst du mich da kurz aufklären bzgl. Altersverifizierung? Ist es nicht positiv wenn Kids und Jugendliche online nicht Spiele oder Inhalte kaufen können, die für sie eigentlich noch gar nicht bestimmt sind?
Klingt so als ob vermehrt Spiele nicht mehr käuflich zu erwerben sind
Die UK hat den sogenannten "Online Safety Act" eingeführt, der seit dem vergangenen Wochenende wirksam ist. Das Gesetz verpflichtet soziale Netzwerke und Plattformen, zum Schutz von Kindern Altersverifikation einzuführen. Das Problem ist, dass Twitter (und auch andere soziale Netzwerke und Plattformen (bspw. Discord)) seit dem Wochenende für ganz Europa (anstelle nur UK) zensiert ist und permanent der Hinweistext erscheint, die auf diesem hübschen Kunstwerk abgebildet ist:
Künstler können mitunter nicht einmal mehr die eigenen Werke sehen und Leute kommen u.a. nicht einmal mehr auf die eigenen Discord-Server. Folgende Probleme treten hierbei noch auf:
- Es werden nicht nur "anzügliche" Inhalte zensiert, sondern auch politische. So werden bspw. Beiträge zu den derzeitigen Unruhen in UK zensiert. Ein solches Gesetz bietet also ein einfaches Einfallstor für weitere Zensur und Überwachung.
- Zensiert werden (ggf. in Zukunft) auch wichtige Themen wie mental health oder ähnliches, was dazu führt, dass für diese Themen keine Anlaufstellen mehr online sichtbar sind.
- Es gibt datenschutzrechtliche Bedenken, denn die jeweiligen Unternehmen sollen die Altersprüfung selbst durchführen und werden daher zwangsweise auch sensible Daten - namentlich bspw. Personaldokumente oder Gesichtsfotos - speichern. In Zeiten, in denen es mindestens alle paar Jahre Datenlecks gibt, passt das nicht gerade zu Gesetzen wie der DSGVO. Lustigerweise scheint Norman Reedus aus Death Stranding 2 auszureichen, um die Gesichtsprüfung zu bestehen.
- Man bestraft normale Verbraucher für die Unfähigkeit von Eltern, das Online-Verhalten ihrer Kinder zu überwachen und zu moderieren - was technisch leicht möglich ist.
- Das Problem ist mitunter nicht einmal mit einem VPN umgehbar und es gibt schon Bestrebungen, VPNs zu verbieten, was die Sicherheit der VPN-Kunden einschränkt.
Eine Petition in UK "Repeal the Online Safety Act" hat bereits mehr als 370.000 Unterschriften gesammelt - 100.000 sind notwendig, damit sich die UK-Regierung damit befassen muss. Die UK-Regierung lässt sich davon leider nicht begeistern und möchte das Gesetz so schnell wie möglich umsetzen. In der EU steht uns das leider auch noch bevor: Der Digital Services Act (DSA) der EU sieht ebenfalls eine kommende Altersprüfung vor und selbst in den USA gibt es mit dem "Kids Online Safety Act" (KOSA) ebenfalls solche Bestrebungen.
Betreffend Steam: Visa und Mastercard haben Steam aufgrund der Empörung eines australischen Vereins - mit Verlaub für die Wortwahl - "frigider Karens" namens "Collective Shout" dazu gezwungen, Spiele zu verbieten, that "violate the rules and standards set forth by [Steams] payment processors and their related card networks and banks". Es hat mit Erwachsenenspielen mit erotischen oder zumindest anzüglichen Inhalten angefangen. Das Problem ist: Wie geht es weiter. Laut den "rules and standars" der payment processors müssten bspw. auch Spiele wie GTA verboten werden.
Für mich persönlich nähert sich unsere Gesellschaft immer mehr an eine Dystopie aus einem Mix von 1984, Fahrenheit 451 und Demolition Man an. Der Grad an Gesinnungskontrolle, den Regierungen und selbst Unternehmen mittlerweile auf die Bevölkerung ausüben hat zumindest nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun. Im Übrigen führt sowas auch dazu, dass die Bevölkerung immer weiter nach ganz rechts oder aber ganz links radikalisiert wird.