Dynasty Warriors Origins
Was soll man sagen? Der aktuellste Mainline-Titel der Serie macht vieles richtig - und vieles wird extrem kontovers sein. Das Spiel macht unglaublich viel Spaß. Sich auf riesigen Schlachtfeldern zu befinden, gerade in den großen Massenschlachten zusammen mit dem Klang der Kriegstrommeln, ist ein geiles Gefühl - erst recht, wenn man tausende Gegner niederschnetzeln kann. Die Verbesserungen des Kampfsystems sind sehr gelungen und das Spiel fühlt sich nicht mehr nach kopflosem Button Mashing an. Die Inszenierung ist ebenfalls sehr gut gelungen und es ist immer wieder eine Freude, eine der turbulentesten und interessantesten Epochen der chinesischen Geschichte zu erleben.
Das Spiel hat aber nicht nur ein, sondern gleich zwei große ABER: Einerseits gibt es keinen richtigen "Free Mode" mehr, bei dem man sich aussuchen kann, welche Schlachten man bestreiten möchte, um somit ggf. seinen Charakter durch Grinding zu leveln. Andererseits spielt man wirklich nur noch einen einzigen Charakter - wenn auch mit mehreren Waffen und deren Movesets. Bei einer Reihe, in der es sonst bis zu 100+ spielbare Charaktere mit Unique Movesets gab, ist das durchaus ein erheblicher Wermutstropfen - gerade, wenn man bereits seine Lieblingscharaktere hatte, auf die man sich gefreut hat. Ob das wirklich sehr gute Gameplay das kompensieren kann, dürfte im Auge des jeweiligen Spielers liegen. Zumindest für mich ist das umso bedauerlicher, weil dadurch einerseits Replayability verloren geht und andererseits, weil Dynasty Warriors Origins wirklich eine Origins Story ist, in der diverse Charaktere der Serie nicht vorkommen und man daher ohnehin schon ein beschränktes Character Roster hätte.
Das Spiel hat die Vorwehen der Ära der Three Kingdoms (220 bis 280) - eine der interessantesten Epochen der chinesischen Geschichte (Romance of the Three Kingdoms ist nicht umsonst eine der vier traditionellen chinese classics) - als Setting und begleitet die drei großen Kriegsherren Cao Cao (Wei), Liu Bei (Shu) und Sun Jian (und dessen Nachfahren; Wu). Den Anfang macht die Entstehungsgeschichte der Yellow Turban Rebellion an (184). Das Spiel mündet in einer der ikonischen Schlacht von Chibi (Red Cliffs; 208 - wurde in einem sehr sehenswerten (gleichnamigen) Monumentalfilm von John Woo verfilmt) - weshalb leider auch diverse der ikonischen Schlachten der Serie fehlen, bspw. die Schlacht um die Wuzhang Plains, die Schlacht um Hefei Castle oder die Schlacht in Yiling. Auch fällt die gesamte Ära der drei Königreiche weg sowie die Mündung in die Jin-Dynastie.
Im Großen und Ganzen ist Koei mit dem Spiel bislang aber ein überraschend guter Ableger gelungen, der qualitativ im Vergleich zum Rest der Serie stark zugelegt hat. Der Gameplayloop mit dem Kampfsystem, das man in etwa als Hybrid zwischen Hack 'n Slay und Character Action Game bezeichnen kann, macht einfach unfassbar viel Spaß. Dynasty Warriors war immer eher eine 7/10 guilty pleasure, die durch den mad fun der Massenschlachten punkten konnte. Origins bekommt von mir allerdings - dank den qualitativ hochwertigen Verbesserungen - eine 8/10.