1. Logistik
„Logistik“ mag ein seltsamer Bestandteil für ein Review sein, dennoch halte ich persönlich es für verwerflich, wenn ein Spiel bezogen auf die Plattform, über die es bezogen wird, zeitversetzt herausgebracht wird. So ist der (Pre-) Release auf Steam in unserer Zeitzone erst sechs Stunden nach dem Release auf Konsole erfolgt, was je nach eigenen Arbeitszeiten eine Verzögerung von einem ganzen Tag bedeuten kann. Bestimmte Influencer durften sogar von einem Pre-Pre-Release profitieren und das Spiel selbst vor denen Spielen, die zur teureren, für den Pre-Release qualifizierenden Deluxe Edition des Spiels gegriffen haben. Wenig erbaulich finde ich auch, dass es eine gesonderte Collector’s Edition ausschließlich für Influencer gab, die in einer Puzzle Box geliefert wird und u.a. eine wirklich coole Fuchs-Maske enthält. Auf der anderen Seite wird das auch für Normalsterbliche Steelbook auf ebay bereits für horrende Summen verkauft.
2. Technik
Das Spiel funktioniert trotz Unreal Engine 5 relativ gut. Ich habe bislang zumindest noch kein Stutter erlebt. Das Spiel bietet hierbei nicht einmal das für einige Spiele mittlerweile standardmäßig notwendige Frame Generation an, sondern begnügt sich mit Upscaling. Schade ist hierbei, dass das Spiel mit sehr alten Versionen von DLSS und FSR ausgeliefert wird. Die Performance des Spiels lässt sich hierbei spürbar durch Aktualisierung der Upscaler-Version, bspw. über die Nvidia App, steigern.
Das Spiel sieht von sich aus in Ordnung aus, das 30 FPS Limit in Cutscenes ist allerdings deutlich spürbar und wirkt sich leider negativ aus. Das Problem lässt sich allerdings mit Mods lösen. So habe ich bspw. Mods für unbeschränkte FPS in Cutscenes, Mods für verbesserte Grafik oder auch Mods für eine freie Kamera, die ich dankend für Screenshots genutzt habe, installiert. Auch mit Reshade lässt sich die Grafik selbstverständlich aufwerten, bspw. durch höheren Kontrast oder höhere Farbsättigung.
3. Story und Setting
Silent Hill f spielt in der sogenannten Shōwa-Ära in Japan, genauer: den 60er Jahren, in denen Japan noch stark von den Nachwirkungen des zweiten Weltkrieges gezeichnet ist und zu der das Sprichwort „the nail that sticks out gets hammered down“ noch weit sinnbildlicher für Japan stand als das heute noch der Fall ist. Schauplatz des Spiels ist die ländliche Kleinstadt Ebisugaoka (戎ヶ丘), deren Name sich auch als Lookout Hill bzw. Vigilant Hill (戒ヶ丘) interpretieren lässt. Protagonistin des Spiels ist die junge High-School-Schülerin Shimizu Hinako, die sich als Tomboy eher für „männliche“ Hobbys interessiert (sie ist u.a. Mitglied des Track and Field Clubs ihrer Schule, interessiert sich für SciFi-Geschichten und hat männliche Freunde, was für die damalige Zeit extrem unfraulich war) und daher in einen Streit mit den seinerzeit sehr strengen Geschlechterrollen tritt.
Die Geschichte zum Spiel wurde vom legendären Autor Ryukishi07 geschrieben, der durch die When They Cry Serie bekannt geworden ist, hier insbesondere durch Higurashi und Umineko, die ich vorbehaltlos empfehlen kann. Ryushiki07 bedient sich für seine Geschichten u.a. an Elementen aus Psychological Horror, Folk Horror und Murder Mystery bedient und lässt hierbei auch seine Erfahrungen als Sozialarbeiter einfließen. Das führt in Silent Hill f zu einer fantastischen Geschichte, in der unsere Protagonistin mit dem schier unauflöslichen Konflikt aus femininen Rollenerwartungen einerseits und dem Sehnen nach Selbstbestimmung andererseits konfrontiert wird.
Während das „normale“ Setting des Spiels Ebisugaoka ist, in der wir u.a. auch die Schulfreunde von Hinako kennenlernen, ist das metaphorische Setting des Spiels, die für die Silent Hill Reihe bekannte „Otherworld“ eine japanische Tempelanlage, in der wir den geheimnisvollen „Fox Mask“ kennenlernen und die – anders als sonst – der (vermeintlich?) „saubere“ Teil des Spiels ist, während sich Ebisugaoka mit fortschreitenden Spielfortschritt immer weiter wandelt (siehe hierzu auch die nachfolgenden Screenshots). Das Spiel geizt hier nicht für mit für die japanische Kultur übliche Symbolik. So sehen wir Spider Lilies als Symbol des Todes oder die bekannten Torii Gates als Grenze zum Heiligen. Die Schauplätze sorgen auf jeden Fall für eine gute Horror-Atmosphäre. Der Soundtrack zum Spiel kann zwar nicht vollständig an die Höhen des Silent-Hill-2-Soundtracks anschließen, bietet aber wundervolle Stücke, die zur Atmosphäre des Spiels beitragen.
Wer einige Grundkenntnisse über japanische Kultur mitbringt, wird sich in Silent Hill f auf jeden Fall wohl fühlen. Die Story des Spiels ist – erst recht, wenn man sich auf die feministischen Themen des Spiels, die sich mitunter mit Silent Hill 3 überschneiden – auf jeden Fall die größte Stärke des Spiels und – gerade auch durch die Änderungen des Spiels im NG+ – uneingeschränkt empfehlenswert, auch, wenn es aufgrund des Erzählmediums nicht ganz an die Höhen von When They Cry anschließen kann.
4. Gameplay
Das Gameplay des Spiels besteht – wie für die Reihe üblich – aus Exploration, Puzzles und Combat. Die Puzzles des Spiels sind in der Regel gut gemacht, aber nicht ganz so ausschweifend wie die Puzzles in Silent Hill 2 Remake. Besonders gut gefallen hat mir das Scarecrow Puzzle im dritten Kapitel des Spiels, das vermutlich leider bereits das beste Puzzle des Spiels ist. Exploration ist lohnenswert und führt zu versteckten Items oder Dokumenten, aus denen sich weitere Details zur Geschichte ergeben.
Combat ist wohl der umstrittenste Teil des Spiels. Das liegt daran, dass Silent Hill f unverkennbar ein Survival Horror Spiel ist und damit einen Bruch zu dem heutzutage eher üblichen Action Horror darstellt. Hinako ist zwar als Mitglied des Track and Field Clubs ihrer Schule athletisch begabt, aber definitiv kein „Supersoldat“ à la Chris Redfield oder Leon S. Kennedy. Das Kampfsystem des Spiels sieht daher nicht vor, eine Power Fantasy zu erfüllen, sondern eher, dass man sich schwach und verwundbar fühlt. Das Kampfsystem bietet einerseits zwar diverse Möglichkeiten wie bspw. (Perfect) Dodges, Counter Attacks oder Focus Attacks. Andererseits heißt das aber nicht, dass die Flucht von Feinden nicht der sinnvollere Weg sein kann.
Zu den Survival-Aspekten des Spiels zählt auch das Management von diversen Ressourcen wie Stamina, Sanity, Weapon Durability oder der begrenzten Inventargröße. Aufgrund des begrenzten Inventars ist man auch gezwungen, stets abzuwägen, ob man seine Items in Faith, der Währung für Statusupgrades, umwandelt oder diese für Notsituationen aufbewahrt.
Das Pacing des Spiels fühlt sich über weite Teile des Spiels sehr passend an, hat aber auch einige schwächere Punkte, die sich zu lang anfühlen können. Dazu kommt, dass die Gegner im Spiel sehr tanky sein können. Als Schwierigkeitseinstellung für das Spiel würde ich daher durchaus den vom Spiel vorgesehenen Standard von Story-Mode für Combat und Hard-Mode für Puzzles empfehlen.
5. Replayability
Wie für Silent Hill üblich, sieht auch Silent Hill f vor, dass man das Spiel mehrmals durchspielen muss, um alle Enden des Spiels und damit auch die volle Story zu erleben. Anders als wie bei bspw. Silent Hill 2 Remake bietet NG+ in Silent Hill f allerdings auch neu zugängliche Teilareale, geänderte Storybestandteile, neue Endbosse und weitere Dokumente, die die Story des Spiels und die Lore ergänzen. Silent Hill f zeigt dem Spieler hierbei auch im Endings-Menü, das man nach seinem ersten Walkthrough freischaltet, die Bedingungen für die jeweiligen Enden an, so dass deren Freischaltbedingungen nicht unnötig obskur sind.
Im NG+ erhält man zudem früher Zugriff auf bestimmte Fähigkeiten, was dazu führt, dass man bestimmte Abschnitte abkürzt bzw. abkürzen kann. Dazu kommt, und bestimmte Abschnitte auch abkürzen lassen, sofern man die Puzzle-Lösungen hierzu kennt. NG+ fühlt sich daher insgesamt kürzer an als der erste Walkthrough, aber aufgrund der neuen Story-Wendungen dennoch lohnenswert. Wenn man das True Ending des Spiels erleben will – und das kann ich aufgrund der sehr gut geschriebenen Geschichte des Spiels nur empfehlen –, sollte man zumindest NG+ und NG++ einplanen.
6. Fazit
Silent Hill f ist ein fantastischer Neuzugang für die Silent Hill Reihe und besticht durch eine fantastische Story und ein frisches Setting; m.E. ein Must-Play für Horror-Fans. Das Spiel ist allerdings nicht uneingeschränkt empfehlenswert, weil der starke Fokus auf Survival Horror Gameplay Spieler verschrecken kann, die eher an Action Horror gewöhnt sind. Dazu kommt, dass die Geschichte des Spiels eine sehr feministische ist, die ggf. die Bereitschaft voraussetzt, sich mit ihr und dem Setting des Spiels auseinanderzusetzen. Für mich persönlich ist Silent Hill f zumindest eines der besten Horror-Spiele der letzten Jahre und hat sich eine sehr gute 9/10 verdient.
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